“Call the Midwife”, aus der Feder der BBC, greift ein Thema auf, das in historischen Verfilmungen nicht gerade häufig Verwendung findet: Die junge Hebamme Jenny Lee nimmt im London der 1950er Jahre eine Anstellung an und landet im Stadtteil Poplar im East End. Dort herrschen Armut, unzureichende Wohn- und Hygienebedingungen, und auch die Schäden des Blitzkriegs sind noch allgegenwärtig – an Gebäuden und auch an Menschen. Die Hebammen und Nonnen des Nonnatus-Hauses kümmern sich um werdende und junge Mütter und deren Kinder, denen das Leben nichts geschenkt hat.

“Call the Midwife” basiert auf den Memoiren der Hebamme und Musikerin Jennifer Worth, die kurz vor der Erstausstrahlung im Alter von 75 Jahren starb.

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“Call the Midwife”: Kindersegen und Kinderfluch

Call the Midwife - Ruf des Lebens, Staffel 1 [2 Die Hauptfigur Jenny Lee kommt 1957 als Hebamme und Krankenschwester in das von einem anglikanischen Nonnenorden betriebenen Nonnatus-Haus im Londoner Elendsbezirk Poplar im East End. Jenny war davon ausgegangen, in einem kleinen Krankenhaus einer besseren Gegend zu arbeiten und ist nicht darauf gefasst, welche Zustände sie dort erwarten: Es ist die Zeit vor der Pille, und in den armen Familien sind große Kinderzahlen an der Tagesordnung, obwohl man all die Kinder kaum versorgen kann. Allein in Poplar kommen jeden Monat zwischen 80 und 100 Babies zur Welt. Die Armut und die katastrophalen hygienischen Zustände scheinen erst zuviel für Jenny zu sein. Doch eins wird ihr bald klar: Diese Menschen brauchen jemanden, der ihnen hilft, da der Rest der Welt es nicht tut.

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Unter den Hebammen des Nonnatus-Hauses bildet sich schnell eine Gemeinschaft. Da ist die lebhafte, lebensfrohe Trixie, die schüchterne, sensible Cynthia und die herzensgute, unbeholfene Camilla, genannt Chummy. Sie werden bei ihrer Arbeit durch die Nonnen des Nonnatus-Ordens unterstützt: Schwester Julienne, der stets besonnene Hausvorstand, Schwester Evangelina, direkt, unverblümt und mit dem Leben in Armutsvierteln vertraut, Schwester Monica Joan, das betagte und inzwischen etwas wunderliche Urgestein des Hauses, und Schwester Bernadette, die jüngste der Schwestern, die sich über ihren Weg nicht gänzlich im Klaren ist.

 

Wem gefällt “Call the Midwife”?

Natürlich hat eine Serie, die von Hebammen in einem Ordenshaus handelt, ein klares Übergewicht weiblicher Charaktere, und weibliche Themen nehmen einen bedeutenden Teil der Handlung ein. Was nicht heißen soll, dass Männern diese Serie nicht zusagen kann. Letztlich ist das Thema Geburt und Kinder der Aufhänger für eine Milieustudie und Betrachtung menschlicher Schicksale. Themen wie technischer und medizinischer Fortschritt, Armut, Krankheit, Vorurteile, Klassengesellschaft, Alkoholsucht, häusliche Gewalt und Rassismus sind die eigentlichen Inhalte dieser Serie. In diesem Rahmen agieren glaubwürdige Charaktere mit Ecken und Kanten, die einem ans Herz wachsen. Und auch, wenn die Bestzung wechselt und man nach einigen Staffeln einigen Charakteren Lebwohl sagt, kann man sicher sein, dass die neuen Charaktere genauso interessant und vielschichtig sein werden.

Häufig hört “historische Verfilmung” mit dem 2. Weltkrieg auf, und außer dem Vietnamkrieg findet kaum noch eine Zeit danach nennenswerte Erwähnung. Hier rückt einmal eine Zeit in den Mittelpunkt, die zumindest mir noch wenig vertraut war, und diese Zeit zwischen Kriegstraumata und den wilden 60ern ist im Umbruch. Es gibt Gesetze und Gesetzeshüter, doch treibt eine Frau ihr 9. Kind ab, weil die ersten acht kaum genug zu essen haben, kann sie dafür ins Gefängnis kommen. Oder zahlt gleich mit ihrem Leben dafür. Und auch sexuelle Handlungen zwischen Männern gelten noch als Verbrechen – von der moralischen Ächtung ganz zu schweigen.

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Ein unverbrauchtes Setting, zwischen den Freuden eines neuen Lebens und menschlichen Abgründen – ich bleibe “Call the Midwife” auf jeden Fall erhalten.

 

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