Heinrich VIII. im Film wurde dem Publikum in den letzten Jahrzehnten mehrfach und mit unterschiedlichen Ansätzen, gerade an die historische Genauigkeit, präsentiert. Heute will ich Euch einige Verfilmungen des berühmt-berüchtigen Königs vorstellen, die unterschiedlicher kaum sein können.
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Heinrich VIII. im Film
Eine sechsteilige BBC-TV-Miniserie aus dem Jahr 1970, mit dem Australier Keith Michell in der Hauptrolle. Könnte ich für den Rest meines Lebens nur noch einen Heinrich VIII. im Film sehen – dieser wäre es.
Die Serie besteht aus sechs Folgen je 90 Minuten, die sich jeweils einer von Heinrichs Frauen widmen. Sie punktet großartig in Dialog, Kostümen und historischer Glaubwürdigkeit. Aber natürlich ist es eine über 40 Jahre alte BBC-Produktion. Wer also Action- oder Sexszenen, Special Effects und HD-Qualität erwartet, wird enttäuscht. Und leider ist dieses Meisterstück auch nie ins Deutsche übersetzt worden. Doch spätestens mit englischen Untertiteln sollte mit dem klaren BBC-Englisch so gut wie jeder klarkommen.
Der Film fasst die Ereignisse auf Spielfilmlänge zusammen und verlegt den Fokus mehr auf Heinrich als auf seine Frauen. Zudem wurde der Film etwas “massentauglicher” hergerichtet, weg vom Dialogkino der BBC, ohne jedoch die historische Genauigkeit zu sehr zu verlieren. Jedoch litt naturgemäß die Tiefe.
Dieser Film bietet einen guten Einstieg, bevor man sich an den Sechsteiler ranwagt.
Dieser Film erzählt die Geschichte von Sir Thomas More, Lehrer, Lordkanzler und Freund Heinrichs VIII. Der Humanist, Luther-Gegner und heutiger Heiliger konnte Heinrichs Trennung von Rom nicht mittragen und starb auf dem Schafott.
Der Film stammt aus dem Jahr 1966 und wurde mit sechs Oscars prämiert. Auch wenn hier More und nicht Heinrich im Mittelpunkt steht, gehört der Film meiner Meinung nach absolut in diese Liste, zeichnet ein zutreffendes und packendes Bild von Mores Leben und seiner Zeit.
1969, Richard Burton als Heinrich und Geneviève Bujold als Anne Boleyn. Hier wird die Zeit von Anne Boleyns Aufstieg bis zu ihrer Hinrichtung erzählt. Groß in Ausstattung und Kostümen, Oscarnominierung für Richard Burton, doch finanziell nicht gerade erfolgreich. Dennoch gehört der Film zu den Klassikern über die Tudorzeit, und auch wenn die Liebesgeschichte zwischen Heinrich und Anne stellenweise hollywood-artig aufgepeppt wurde, kann man den Film genießen, ohne von historischen Ungenaugkeiten gestört zu werden.
Hier nun der Sprung ins 21. Jahrhundert. 2003 übernahm der Brite Ray Winstone die Rolle des englischen Königs und gab ihr eine nicht unumstrittene Facette. Heinrich sollte in seinem Verhalten Parallelen zu einem Mafiaboss aufweisen, und zudem spielte Winstone Heinrich mit einem ungewöhnlichen Akzent. Auch bei anderen historischen Fakten nahm man sich so einige Freiheiten, wie es ja in so vielen modernen Produktionen über historische Begebenheiten inzwischen üblich ist. Der Film ist trotzdem nicht schlecht, und ich sehe ihn mir immer mal wieder ganz gern an.
Die übrige Besetzung wartet mit einigen großen Namen auf: Helena Bonham-Carter spielt Anne Boleyn, Mark Strong spielt den Herzog von Norfolk und Charles Dance den Herzog von Buckingham. Und auch Sean Bean ist mit von der Partie, nämlich als katholischer Rebell Robert Aske. Naja, es ist Sean Bean, man kann sich denken, wie das endet.
Das derzeit wohl berühmteste Film-Machwerk über Heinrich VIII. In insgesamt vier Staffeln wird die Lebensgeschichte Heinrichs VIII., beginnend um das Jahr 1520 und endend mit seinem Tod, erzählt. Hier führt jedoch eindeutig der Mainstream-Geschmack und die Eigenschaften des US-Publikums die Feder, und man erlebt teilweise haarsträubende historische Ungenauigkeiten, möglichst attraktive Hauptdarsteller und viel nackte Haut. Es führt einfach kein Weg an diesen Fakten vorbei, doch wenn man sich damit anfreundet, sind “Die Tudors” nett anzuschauen. Fazit: Eine recht coole Serie, aber man sollte sie bitte nicht mit der historischen Realität auch nur annähernd gleichsetzen.
Einer der bekanntesten Auftritte Heinrichs VIII. auf der Kinoleinwand beleuchtet die Affären des Monarchen (Eric Bana) mit den Schwestern Mary (Scarlett Johansson) und Anne Boleyn (Natalie Portman). “Die Schwester der Königin” ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romans, und auch hier wird sehr frei mit der historischen Korrektheit umgegangen. Er teilt also ein wenig das Schicksal der meisten Tudorverfilmungen der letzten Jahre, speziell der amerikanischen Produktionen: aufwendig produziert, starbesetzt und mitreißend, aber zur historischen Bildung eher ungeeignet.
Die Geschichte von Thomas Cromwell, der am Hof Heinrichs VIII. zu hohen Ehren kam, als TV-Serie. Hochwertig besetzt mit Mark Rylance (Cromwell), Damian Lewis (Heinrich VIII.), Claire Foy (Anne Boleyn) und vielen weiteren, erfreulich bekannten Gesichtern. Nach den Romanen von Hilary Mantel, die geschichtlich nicht unumstritten sind. Nicht laut, actionreich und nackt, dafür glaubwürdig und tief. Über Details kann man streiten, aber im Großen und Ganzen der Wahrheit nicht zu fern. Eine zweite Staffel liess lange auf sich warten, erschien aber endlich 2024.
Die jüngste Verkörperung von Heinrich VIII. im Film erlebten wir 2024 in “Firebrand”, der die Geschichte von Heinrichs letzter Frau, Catherine Parr, erzählt. Jude Law, ein großer Name der schauspielenden Kunst, schlüpft in die Rolle des Königs und zeichnet ein eher eigenwilliges Bild von Heinrich. Während er die große Aufgabe, Heinrich am Ende seines Lebens zu zeigen, handwerklich gut rüberbringt, ist meiner Meinung nach dieser Heinrich deutlich zu vulgär und handelt im Vergleich zum historischen Heinrich oftmals nicht schlüssig oder authentisch.
Mein Fazit
Es sollte sich am besten jeder ein eigenes Bild davon machen, welcher Heinrich VIII. im Film ihm am besten gefällt. Und auch historische Fehler machen einen Film oder eine Serie nicht gleich gänzlich schlecht, sofern man den Grund für die Abweichung einsehen kann und es nicht nur auf “Wir wollen unser Publikum nicht überfordern” hinausläuft.
Ich für meinen Teil sehe alle Verfilmungen auf dieser Liste immer wieder gern, doch mein absoluter Favorit ist und bleibt die Nummer 1 auf dieser Liste, der BBC-Sechsteiler.
Und wer keinen Wert auf Spielfilme/Serien legt und sich gern über die wahre Historie ein Bild machen will, dem empfehle ich eine DVDs aus dem Dokufach, von einer der Großen der englischen Geschichte und Kuratorin bei Historic Royal Palaces, Lucy Worsley: “Secrets of the Six Wives“. Interessant präsentiert und dennoch historisch korrekt kann man sich hier, vielleicht auch ergänzend zu Film und TV, ein Bild über die wahre Geschichte Heinrichs VIII. und seiner Ehefrauen machen.