Viel wird über König Heinrich VIII. geredet, und viel habe ich hier auch schon über ihn geschrieben. Aber wusstet Ihr schon, dass…

1.) Als Heinrich im Alter von 13 Jahren zum Prinzen von Wales ernannt wurde, wurde ihm sein Horoskop erstellt. Dies bescheinigte ihm, er würde ein treuer Anhänger der Kirche, ein bedeutender Herrscher und Vater vieler Söhne werden.

2.) Heinrich VIII. war ein Hüne für seine Zeit: Er war mit über 1,87m fast 20 cm größer als der Durchschnittsmann des 16. Jahrhunderts.

3.) König Heinrich VIII. herrschte für 38 Jahre und ließ insgesamt etwa 72.000 Menschen hinrichten. Auf den Tag gerechnet starben also 5 Menschen täglich auf dem Schafott, dem Scheiterhaufen, dem Galgen etc.

4.) Heinrich hatte keineswegs die furchtbaren Eßgewohnheiten, die ihm häufig angedichtet werden: Nie hat er sein Fleisch von den Knochen genagt, die Knochen den Hunden zugeworfen und seine Hände an seiner Kleidung abgewischt. Stattdessen schnitt er ein Stück Fleisch vom Knochen, tunkte es in die Sauce und aß es. Hunde wurden nicht in den Speisesaal gelassen, und zum Händewaschen standen Schalen mit Rosenwasser auf dem Tisch.

5.) Nach der Geburt seines einzigen ehelichen Sohnes Edward war Heinrich furchtbar besorgt um dessen Gesundheit. Die Wände und Böden von Edwards Gemächern mussten dreimal täglich feucht gewischt werden, um Krankheiten fernzuhalten. Trotz aller Sorge zeigte Heinrich ansonsten jedoch wenig Interesse an seinem Sohn und besuchte ihn nur selten.

6.) Nachdem Heinrich im Jahr 1536 bei einem Tjost verunglückte und zwei Stunden lang bewusstlos war – ohne zu jener Zeit einen männlichen Erben zu haben – verbot sein Rat ihm weiteres Tjosten.

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7.) Als Anne Boleyn hingerichtet wurde, spielte Heinrich VIII. eine Partie Tudor-Tennis. Als ihm die Neuigkeit von Annes Tod mitgeteilte wurde, beendete er das Spiel – und machte sich auf den Weg zu Annes Nachfolgerin Jane Seymour.

8.) Zwei Großnichten Heinrichs starben auf dem Schafott, wegen Verstrickung in Komplotte und Ansprüche auf den englischen Thron: Jane Grey und Mary Stuart.

9.) Heinrich und seine drei Kinder hatten nie alle zusammen gelebt, bis Catherine Parr sie alle zum ersten Mal so einer Art Familienleben zusammen brachte.

10.) Auch wenn das Fernsehen aus König Heinrich VIII. einen Womanizer macht: Mit nur drei Mätressen hatte Heinrich in der Tat doppelt so viele Ehefrauen wie Gespielinnen jenseits des Ehebettes.

 

 

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8 Comments

  1. André Gottwald says:

    Sehr schön wieder mal.
    Und nein, Nr. 1 und Nr. 3 kannte ich tatsächlich nicht. Bei letzterem die genaue Zahl der Hinrichtungen nicht. Immerhin, man muß dem Astrolog zugestehen, daß er nun wirklich in jedem Punkt irrte. Also hatte er wohl eigentlich recht und übersah nur irgendeinen Aszendenten, der alles ins Gegenteil verkehrte. 🙂

    (Ähm, ich gebe ungern den Kritikaster, aber in diesem Fall (5.) kehrt die Grammatik die Aussage um. Heinrich war nicht um seine, nämlich Heinrichs, sondern um Edwards, also dessen Gesundheit besorgt.)

  2. StefanieNorden says:

    Hallo André,

    vielen Dank für Dein Feedback!

    Die grammatikalische Verwirrung wurde korrigiert 🙂

    Viele Grüße, Stefanie

  3. André Gottwald says:

    Dank für die Antwort.
    Ein, oder besser zwei Punkte, interessieren mich noch. Ich bin ja nur interessierter Laie und halte mich keineswegs für kompetent. Aber war das öffentlich bekannte Mätressenwesen im 16. Jahrhundert schon so allgemein? Ich rede nicht von den üblichen Affären und Ehen zur linken Hand aus früherer Zeit. Aber öffentlich anerkannte Mätressen schon so früh? Ich hielt das für eine Erfindung des Louis XIV. Die andere Frage bezieht sich auf die sechs Ehen Heinrichs. Nach meiner bescheidenen Meinung dürfte das einen Rekord darstellen. Ich erinnere mich trübe an einen Wittelsbacher mit fünf Ehen. Aber sechs? Kommt die Faszination schon der Zeitgenossen aus diesem Rekord? (Falls er einer ist.)

  4. StefanieNorden says:

    Ich kenne mich da auch hauptsächlich am Tudorhof aus, aber Heinrichs Mätressen waren zwar keinerlei Geheimnis, aber auch nicht offiziell, so wie es in späteren Zeiten üblich war. Anne Boleyn war meines Wissens nach die Einzige, die mal offiziell als “des Königs Gefährtin” bezeichnet wurde, während man darauf wartete, dass der Papste endlich die Ehe mit Katharina von Aragon annulierte.
    Heinrichs Mätressen kennt man hauptsächlich aus überlieferten Briefen etc., und es ist auch nicht gesichert, ob es wirklich drei waren.
    Also nein, soweit ich weiß, gab es nicht wirklich offizielle Mätressen.

    Ja, ich denke schon, dass die sechs Ehen (ich weiß gar nicht, ob das ein Rekord ist – in England aber auf jeden Fall) zu seiner Faszination beigetragen haben, zumal ja auch seine Frauen sehr spannend waren. Ansonsten war er einfach einer von diesen “Larger than life”-Charakteren, und das nicht nur im gewichtigen Sinne 🙂

  5. André Gottwald says:

    Danke.
    “Larger than life” ist wohl passend. Unabhängig davon wäre es wohl eine interessante Aufgabe, Heinrichs Nachruhm zu beschreiben. Es wirkt irgendwie exzentrisch und sehr merkwürdig, in des Wortes doppelter Bedeutung. Nur eine Frage noch: wie war es mit Mary Boleyns Status beschaffen? War sie “offiziell”? Ich finde auf die schnelle nichts.

  6. StefanieNorden says:

    Nein, offiziell ist wohl das falsche Wort. Man wusste, dass sie Heinrichs Geliebte war, aber das Ganze wurde diskret gehandhabt, zumal sie wahrscheinlich auch schon verheiratet gewesen war. Heinrich hat die Affäre nur im Nachhinein zugeben müssen, weil er den Papst (vor der Loslösung von Rom) um Erlaubnis bitten musste, eine Frau, nämlich Anne Boleyn, zu heiraten, mit deren Schwester er sexuellen Kontakt hatte (damals galt das quasi als Verwandtschaft).

    1. André Gottwald says:

      Ah, Danke.
      Manchmal möchte man denken, Entschuldigung, Stefanie, aber er hät einfach mal ein bißchen mehr rumgebumst und den Rest der Menschheit mit seinen Unterleibsbeschwerden verschont. Aber aus rein historischer Perspektive finde ich es äußerst interessant. Es gibt historische Schnittlinien und Stätten, die unwiderruflich vergangen sind, Qatna, Ur, Machu Picchu. Großartige Stätten, großartige Bauwerke. Aber zweifellos Endpunkte. Aber Rom, Konstantinopel, Jerusalem, Kyoto, Tenochtitlan. Stätten mit Herkunft, aber ohne (absehbares) Ende. Ich will das jetzt nicht vertiefen, es fehlt mir auch die Zeit dazu. Aber ist es nicht merkwürdig, wie beständig und unbeständig das ist? Das ist momentan mein Schwerpunkt, kurz gesagt Zeit und Ewigkeit. Ein schwieriges Thema, aber äußerst interessant.

    2. Jules says:

      Meines Wissens nach hat Heinrich VIII. den Dispens, also Befreiung vom geltenden Recht, damals erwirken müssen, um Katharina von Aragon heiraten zu können. Diese war vorher knappe 4 Monate mit Heinrichs älterem Bruder Arthur bis zu dessen plötzlichem Tod verheiratet und galt damit nach kanonischem Recht als seine Schwester. Der Dispens konnte gewährt werden, da Katharina und Arthur, gestützt von Zeugenaussagen, wohl nie die Ehe vollzogen hatten.

      Von einem weiteren Dispens wegen Anne Boleyn ist mir jedoch nichts bekannt. Bei der Ablehnung der Bitte um Annullierung der Ehe mit Katharina spielte der oben erwähnte Dispens eine große Rolle, da die Ehe unter besonderen, vom Papst extra genehmigten, Umständen zustande kam und durch die Existenz Marys auch definitiv vollzogen wurde.

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