Die Yeoman Warders, mit komplettem Titel Yeoman Warders of Her Majesty’s Royal Palace and Fortress the Tower of London, bewachen seit dem Mittelalter den Tower of London im Auftrag des Monarchen. Mögen ihre Aufgaben heute auch weniger militärischer Natur sein – sie sind untrennbar mit dem Tower verbunden. Bis zu 46.000 Besucher kommen jede Woche in den Tower, und die Yeoman Warders fungieren als eine Mischung aus Touristeninformation und Touristenattraktion und bringen den Besuchern in den berühmten Beefeater-Touren 900 Jahre Tower-Geschichte näher.

Wer sind die Yeoman Warder?

Ingesamt arbeiten derzeit 36 Yeoman Warders im Tower. Um diesen Posten zu bekommen, mussten sie besondere Bedingungen erfüllen: Mindestens 22 Jahre Dienst im Militär, mindestens den Dienstgrad eines Sergeant Major, und sie müssen Träger der “Long Service and Good Conduct Medal” sein. Derzeit arbeiten 35 Männer und eine Frau als Yeoman Warder. Der Tower ist für die Yeoman Warders nicht nur ihr Arbeitsplatz. Sie wohnen auch mit ihren Familien im Tower. Es gibt dort Ärzte, eine Kirche, eine Post und einen eigenen Pub.

Yeoman Warders sind traditionell die Leibwächter des Monarchen. Diese Berufung entstammt der Zeit, als der Tower noch eine königliche Residenz war. Doch bis heute werden die Yeoman Warders als königliche Leibwache vereidigt. Ihr Spitzname “Beefeater” stammt vermutlich aus der Tudorzeit, als Rindfleisch kein Massennahrungsmittel war, sondern es sich lediglich die Reichen leisten konnten. Blieben nach einem Bankett Fleischreste übrig, war es vermutlich den Yeoman Warders erlaubt, sich daran zu bedienen.

Ebenfalls zu Zeiten der Tudors hörte der Tower mehr oder weniger auf, Monarchen zu beherbergen. Der Gedanke, dass eine Festung, die sehr gut dafür geeignet war, Leute auzusperren, ebenso gut dafür war, Leute einzusperren, lag nahe. Und so wurde der Tower zum Gefängnis und bekam spätestens mit der Hinrichtung von Anne Boleyn seinen schaurigen Ruf. Die Yeoman Warders dienten als Gefängniswärter. Die bis heute erhaltenen Titel, wie z. B. der Yeoman Gaoler, erinnern an diese Zeit. Der Gaoler hatte die Aufgabe, Häftlinge per Boot zu ihrem Prozess nach Westminster zu begleiten. Als Amtsstab führt er eine Axt mit sich, auf der Hinfahrt deutete die Axtklinge vom Häftling weg. Auf dem Rückweg, wenn er schuldig gesprochen wurde, zeigte sie auf den Häftling. Auch wenn die Axt heutzutage nicht mehr diese grausige Funktion erfüllt: Der Yeoman Gaoler trägt bis heute eine (wenngleich eher zerbrechliche) Axt als Amtsstab. Sollten jedoch einmal schlechte Zeiten anbrechen, könnte der Tower heute noch als Gefängnis genutzt werden.

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Was ist eigentlich... ein Yeoman Warder?

Ein Yeoman Warder ist schnell an seiner eindrucksvollen Uniform zu erkennen, von denen er zwei unterschiedliche Versionen hat: Zum einen die rot-goldene Paradeuniform, die für feierliche Zeremonien getragen wird und die große Ähnlichkeit mit der Uniform der Yeoman of the Guard (den zeremoniellen Leibwachen des Monarchen, die heutzutage die Queen zu speziellen öffentlichen Anlässen begleiten) hat. Diese noch auf die Tudorzeit zurückgehende Uniform ist jedoch im Sommer eine ziemliche Zumutung, sodass die Yeoman Warders sich einst bei Königin Victoria beklagten. Daraufhin wurde die dunkelblau-rote Alltagsuniform entworfen, die ein Yeoman Warder trägt, wenn er seinen alltäglichen Dienst im Tower verrichtet.

Aufgaben und Traditionen

Mögen sie auch Ex-Militärs sein: Heutzutage ist ein Yeoman Warder nicht in Tower aktiv, um dort die Kronjuwelen zu bewachen – dazu ist eine Garnison der Irish Guards im Tower stationiert. Die Yeoman Warders sind Teil der lebendigen Geschichte, die den Besuchern des Tower durch Historic Royal Palaces präsentiert wird.

Bevor ein Yeoman Warder auf die Öffentlichkeit losgelassen wird, muss er die Tower-Version von 900 Jahren Geschichte lernen. Und auf die Öffentlickeit losgelassen werden muss er – sich um die Touristen zu kümmern und Führungen zu geben sind ein elementarer Bestandteil der Arbeit eines Yeoman Warder. Aber auch um Traditionen und jahrhundertealte Zeremonien will sich gekümmert werden:

 

 

The Ceremony of the Keys

Jeden Abend findet im Tower die wohl älteste, ununterbrochen durchgeführte Zeremonie der Welt statt: The Ceremony of the Keys, die Schlüsselzeremonie, mit der jeden Abend der Tower für die Nacht verschlossen wird. Sie begann wohl unter der Herrschaft Edwards III. im 14. Jahrhundert. Dieser kam eines Nachts im Jahr 1340 am Tower an und fand die Tore, entgegen seines Befehls, unverschlossen vor. Er warf daraufhin alle Zuständigen ins Gefängnis. Im zweiten Weltkrieg wurde die Zeremonie das einzige Mal unterbrochen, als einige Bomben den Tower trafen. Der wachhabende Offizier entschuldigte sich daraufhin schriftlich bei George VI., dass die Zeremonie verspätet stattfand, und der König verfügte, dass keiner der Beteiligten bestraft werden solle.

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Die eigentliche Zeremonie darf auf Anweisung der Königin in der Regel nicht gefilmt werden, da nur die, die eingeladen waren, der Zeremonie beizuwohnen, diesen Anblick kennen sollen. Lediglich Proben dürfen auf Film gebannt werden.

Ceremony of the Constable’s dues

Ebenfalls seit den Zeiten Edwards III. war es üblich, dass jedes Schiff, das unter dem Schutz des Tower vor Anker ging, dem Constable des Tower einen Anteil seiner Ladung als Gegenleistung überstellte. Auch heute findet diese Zeremonie noch statt, in dem der Kapitän des Schiffs an Land gerudert wird und dem Constable zeremoniell ein (leeres) Fass übergeben lässt.

Ceremony of the Word

Jeden Tag um 14 Uhr gibt der zuständige Yeoman Warder dem kommandierenden Offizier der Irish Guards das Passwort des Tages. Da der Tower zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens komplett verschlossen ist, wird das Passwort verwendet, um eventuelle Eindringlinge aufzuspüren. Bewohner des Towers, die spät den Tower betreten, bekommen das Passwort am Eingang und werden auf dem Weg zu ihrer Unterkunft von jeder Wache danach gefragt.

 

Links:

Historic Royal Palaces: Yeoman Warders

 

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