Heute, am 21.04.2025 starb Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren in Rom.
Ich bin weder katholisch noch ist es der Schwerpunkt meines Blogs, aber den historischen Geschichten rund um den Vatikan konnte ich noch nie wiederstehen. Denn während nun Millionen Gläubige um den Papst trauern, haben hinter den Kulissen bereits die Vorbereitungen für ein uraltes Ritual begonnen: Das Konklave.
Hast du dich schon mal gefragt, was hinter den Mauern des Vatikans wirklich passiert, wenn ein neuer Papst gewählt wird? “Konklave” klingt wie ein Geheimcode – und es kann auch spannender als jeder Krimi sein.
Nach diesem Artikel weißt du, wie das Konklave wirklich abläuft, welche Skandale, Dramen und Kuriositäten es gab – und welche Engländer Papst oder fast Papst geworden wären.
Die Geburtsstunde des Konklave: Wann begann alles?
Stell dir vor, Dutzende mächtige Kardinäle werden eingesperrt, bekommen kaum genug zu essen und dürfen erst wieder raus, wenn sie sich auf einen Papst geeinigt haben. Was wie ein Reality-TV-Format klingt, ist in der Tat genau, wie die Geschichte des Konklave im 13. Jahrhundert begann.
Zuvor waren die Regeln der Papstwahl nicht so strikt wie sie heute bzw. nach Einführung des Konklaves sind. Erst 1059 wurde festgelegt, dass nur Kardinäle wählen und auch Nicht-Römer gewählt werden durften. Ab 1245 verlor ein Kardinal sein Stimmrecht, wenn er sich vom Ort der Wahl entfernte, und seine Stimme wurde ungültig.
Es ist nicht eindeutig festgelegt, welches Konklave wirklich als das erste gezählt werden kann. 1241 fand – unfreiwilligerweise – ein erstes Konklave im Kreis der Kardinäle statt. Zu jener Zeit spitzte sich der Konflikt zwischen Kirche und Kaiser zu, und Kaiser Friedrich II. hatte Rom umstellt, um ihm unliebsame Kardinäle von der Papstwahl fernzuhalten. Die Kardinäle wurden dann vom römischen Senator Matteo Rosso Orsini unter schlimmer Hitze und niedrigsten hygienischen Umständen solange in einem Kloster eingesperrt, bis sie sich auf den hochbetagten Coelestin IV. als Papst einigten. Ein Kardinal überlebte die Tortur nicht.
Ein weiterer heißer Kandidat war geichzeitig auch das längste Konklave und fand 1268 bis 1271 in der kleinen italienischen Stadt Viterbo statt. Ganze zweieinhalb Jahre dauerte die Papstwahl – ein absoluter Rekord in Durchhaltevermögen und Geduld. Irgendwann hatten die Bürger von Viterbo genug von dem ewigen Hin und Her: Sie schlossen die Kardinäle kurzerhand ein, kürzten ihnen das Essen und deckten sogar zeitweise das Dach ab. Erst danach kam endlich weißer Rauch auf – der neue Papst war gewählt.
Drei Kardinäle waren während der Dauer des Konklaves verstorben.
Die Begründung für das Entfernen des Daches war eigentümlich und wegweisend zugleich: Laut des Theologen Panvinio war das Dach geöffnet worden, um dem Heiligen Geist Zugang zu gewähren, damit er die Kardinäle zu ihrer Enscheidung leite. Dies ist das erste Mal, dass schriftlich festgehalten wurde, dass in der Konklave eigentlich nicht die Kardinäle, sondern der Heilige Geist durch sie entscheide.
Seither ist das “Konklave”, abgeleitet vom lateinischen „cum clave“ (mit Schlüssel), zur festen Tradition geworden. Kein Kardinal kommt mehr raus, bis der neue Pontifex feststeht.
Erst seit 1878 findet das Konklave in der Sixtinischen Kapelle in Rom statt.

So läuft ein Konklave wirklich ab – Schritt für Schritt
Du stellst dir das Konklave vielleicht vor wie eine geheime Verschwörung im Kerzenlicht? Fast richtig – aber es gibt tatsächlich feste Regeln, Rituale und jede Menge Tradition!
Nachdem der Tod des Papstes festgestellt wurde (oder der Papst seinen Rücktritt verkündet hat) beginnt die sogenannte Sedisvakanz. Sedisvakanz bedeutet „leerer Stuhl“ und beschreibt die Zeit, in der der Papststuhl unbesetzt ist. Während der Sedisvakanz ruht die Macht des Papstes – wichtige Entscheidungen werden aufgeschoben, und ein spezielles Gremium verwaltet die Geschäfte des Vatikans. Die Sedisvakanz endet, sobald ein neuer Papst gewählt und offiziell vorgestellt wurde
Um einen neuen Papst zu wählen, reisen alle wahlberechtigten Kardinäle aus aller Welt nach Rom. Wer wahlberechtigt ist? Nur bis zu 120 Kardinäle unter 80 Jahren. Die Stimmung ist angespannt, denn jeder weiß: Einer von ihnen wird bald der neue Papst sein.
Am Tag X ziehen die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle ein, begleitet von Gebeten und Gesängen. Und dann? Türen zu, Schlüssel umgedreht, fertig! Ab jetzt herrscht absolute Geheimhaltung. Kein Handy, kein Internet, keine Boten – außer dem Heiligen Geist ist niemand zugelassen.

Zu Beginn des Konklaves schwören die Kardinäle einen Eid, der sie zur Verschwiegenheit verpflichtet. Auch nach dem Konklave müssen die Kardinäle strikt über die Abläufe der Papstwahl schweigen. Dennoch wurden die Ergebnisse der Abstimmungen in vielen Fällen bekannt.
Die Wahlgänge folgen einem genau festgelegten Ablauf: Beginnt die Wahl bereits am ersten Tag, findet nur ein Wahlgang statt, danach üblicherweise jeweils zwei Wahlgänge vormittags und zwei nachmittags. Es gibt keine Kandidatenlisten. Jeder Kardinal schreibt den Namen seines favorisierten Kandidaten auf einen Zettel, möglichst mit verstellter, aber gut lesbarer Schrift. Die doppelt gefalteten Zettel sind etwa 2 mal 2 Zentimeter groß. Jeder Wahlzettel trägt die Aufschrift „Eligo in Summum Pontificem“ („Ich wähle zum Obersten Pontifex“) sowie ein Feld für den Namen des Kardinals, der gewählt werden soll. In der Reihenfolge ihrer Rangordnung treten die Kardinäle einzeln an den Altar, halten den Wahlzettel sichtbar hoch, knien kurz zum Gebet nieder und sprechen den Eid:
„Testor Christum Dominum, qui me iudicaturus est, me eum eligere, quem secundum Deum iudico eligi debere“ („Ich rufe Christus, den Herrn, der mich richten wird, als Zeugen an, dass ich den wähle, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden soll.“)
Nach dem Einwurf des Wahlzettels in die Urne – deren Öffnung so bemessen ist, dass ein gleichzeitiges Einwerfen von zwei Zetteln nahezu unmöglich ist – wird die Urne von einem der drei Wahlhelfer verschlossen und geschüttelt, um die Stimmen zu vermischen. Jeder der drei Helfer notiert bei der Auszählung den Namen des Gewählten auf einem eigenen Zettel. Die Wahl gilt nur dann als gültig, wenn die Anzahl der abgegebenen Stimmzettel mit der Zahl der teilnehmenden Kardinäle übereinstimmt und die Ergebnisse der drei Auszählungen identisch sind.
Die Wahl endet, wenn ein Kandidat mehr als zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinen kann.
Nach jeder Runde werden die Wahlzettel verbrannt: schwarzer Rauch (“Fumata nera”) bedeutet „noch kein Papst“, weißer Rauch (“Fumata bianca”) verkündet die Entscheidung.

Die Welt hält den Atem an – und wartet auf das berühmte „Habemus Papam“. Dieses wird nach erfolgreicher Wahl von der Benediktionsloggia des Petersdoms durch den Kardinalprotodiakon ausgerufen.
Wie lange das Konklave dieses Mal dauern wird, können wir nur raten. Franziskus selbst wurde nur nach zwei Tagen zum Papst gewählt, sein Vorgänger Benedikt XVI. nach nur 26 Stunden.
Simonie – Wenn der Papstthron zum Schnäppchen wird

Geld regiert die Welt – und manchmal auch den Vatikan. Glaubst du, dass beim Konklave immer nur Gebete und gute Absichten zählen? Weit gefehlt! Die Geschichte der Papstwahlen ist durchzogen von einem besonders unschönen Kapitel: der Simonie.
Simonie bedeutet nichts anderes als der Kauf und Verkauf von Kirchenämtern – inklusive Papsttitel. Schon im Mittelalter war das ein offenes Geheimnis.
Besonders zur Zeit der Renaissance ging es bei manchen Konklaven zu wie auf einem Basar: Wer genug Gold, Einfluss oder mächtige Freunde hatte, konnte seine Chancen auf den Thron Petri ordentlich nach oben schrauben. Es wurde geschmiert, geboten und getrickst, was das Zeug hielt. Manche Kardinäle reisten angeblich schon mit prall gefüllten Geldkoffern nach Rom.
Ein besonders krasses Beispiel: Das Konklave von 1492. Rodrigo Borgia, besser bekannt als Alexander VI., der berühmt-berüchtigte Borgia-Papst, soll sich mit jeder Menge Bestechungsgeldern Stimmen gesichert haben. Und siehe da: Plötzlich war er Papst – trotz aller moralischen Bedenken.
Natürlich war Simonie offiziell streng verboten, aber das hat die Herren Kardinäle selten gestört. Erst im Lauf der Jahrhunderte wurden die Kontrollen strenger, Bestechung schwieriger – aber der Ruf der Konklave, ein Tummelplatz für Machtspiele zu sein, ist geblieben.
Ausblick: Was passiert nach dem Tod von Papst Franziskus?
Kaum ist ein Papst verstorben, beginnt im Vatikan das große Rätselraten: Wer wird sein Nachfolger? Wird es ein konservativer Hardliner oder vielleicht doch ein moderner Reformer? Und wie läuft das alles eigentlich ab?
Nach dem Tod eines Papstes herrscht erstmal ein strenger Fahrplan: Der sogenannte „Sedisvakanz“ beginnt – das heißt, der Heilige Stuhl ist unbesetzt. Innerhalb von 15 bis 20 Tagen müssen alle wahlberechtigten Kardinäle nach Rom reisen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Die Sixtinische Kapelle wird auf „konklave-tauglich“ getrimmt, alle potenziellen Schlupflöcher für geheime Botschaften werden verschlossen, und die Medien stürzen sich auf jede noch so kleine Papst-Prognose.
Dann zieht das Kardinalskollegium unter strengster Geheimhaltung ins Konklave ein. Die Welt hält den Atem an und wartet gebannt auf die berühmte Rauchwolke. Jedes Mal die gleiche Frage: Wird diesmal ein Außenseiter gewählt? Vielleicht sogar ein Engländer? Zugegeben: Die Chancen stehen eher schlecht – aber wer weiß? Die Geschichte hat schon größere Überraschungen geliefert.
Eins ist sicher: Das nächste Konklave wird wieder ein globales Medienspektakel – mit Drama, Spannung und jeder Menge Gerüchten.
Englands (fast) vergessene Helden im Papstamt
Wusstest du, dass es in der langen Geschichte der Papstwahl tatsächlich auch einen englischen Papst gab? Und dass ein zweiter Brite nur ganz knapp an der Papstkrone vorbeigeschrammt ist? Zeit für eine kleine Reise in Englands ziemlich unbekannte Papstvergangenheit:
Hadrian IV.: Der erste und einzige englische Papst
Hadrian IV., geboren als Nicholas Breakspear in einem kleinen Dorf nördlich von London, schaffte das, wovon heute nicht einmal der Premierminister träumen würde: Er wurde 1154 zum Papst gewählt. Als einziger Engländer auf dem Stuhl Petri regierte er vier Jahre lang – und das in einer absolut turbulenten Zeit. Sein größter „Coup“? Er war der Papst, der Irland offiziell unter die Oberherrschaft des englischen Königs stellte. Bei den Iren hat Hadrian sich entsprechend wenig Freunde gemacht.
Thomas Wolsey: Der ehrgeizige Fast-Papst
Und dann gibt’s da noch Thomas Wolsey – den Mann mit dem vielleicht größten Ego der Tudor-Zeit – nach Heinrich VIII. zumindest. Als engster Berater des Königs hatte er alles: Macht, Reichtum, Einfluss. Was fehlte ihm? Der Papsttitel! Wolsey ließ nichts unversucht und intrigierte fleißig im Hintergrund, aber die italienische Konkurrenz war einfach zu stark. Am Ende blieb ihm nur der Trostpreis der Kardinalswürde. Nicht schlecht, aber eben auch nicht Papst – und das wurmte ihn bis zum Schluss.
Zwei Männer, zwei Geschichten – und irgendwie typisch britisch: Immer ein bisschen gegen den Strom.
Fun Facts und Kuriositäten rund um die Papstwahl
- Zum Papst kann theoretisch jeder männliche Katholik gewählt werden, er muss noch nicht mal ein Priester sein. Allerdings ist seit dem 14. Jahrhundert jeder Papst aus dem Kreis der Kardinäle gewählt worden.
- Bis etwa zum 12. Jahrhundert durfte der Papst sogar verheiratet sein, da erst dann die Ehelosigkeit für Priester vorgeschrieben wurde.
- Papst Coelestin IV. starb wenig überraschend nach nur 17 Tagen als Papst an den Strapazen des Konklaves von 1241.
- Johannes II. war 533 der erste Papst, der einen neuen Namen annahm – sein Geburtsname Mercurius (was der Name eines römischen Gottes ist) erschien ihm eher unpassend für einen Papst.
- Papst Formosus wurde innerhalb des Jahrzehnts nach seinem Tod (896) gleich zweimal exhumiert, verstümmelt, in den Tiber geworfen und schließlich erneut bestattet. Einmal wurde er sogar in der sogenannten Leichensynode vor Gericht gestellt.
- Johannes XII. war im 10. Jahrhundert der erste minderjährige Papst – und eine solche Katastrophe, dass er auch der einzige blieb.
- Bis 1996 war es üblich, dass einem verstorbenen Papst mit einem kleinen Hammer auf die Stirn geklopft wurde, wobei dreimal auf Latein gefragt wurde, ob der Papst schliefe. Erst danach wurde sein Tod festgestellt. Johannes Paul II. schaffte diese Tradition ab.
- Zwischen 1523 und 1978 erklommen ausschließlich Italiener den Stuhl Petri.
- Bevor Rodrigo Borgia im 15. Jahrhundert zu Papst Alexander VI. gewählt wurde, ließ er den Kardinälen Bestechungsofferten, damit sie für ihn stimmten, in Brathähnchen versteckt in das Konklave schmuggeln.
- 1903 stammten 97% der Kardinäle im Konklave aus Europa, bei der Wahl von Papst Franziskus waren nur noch 52%.
- Ebenfalls 1903 zog sich fast das gesamte Konklave eine Lebensmittelvergiftung wegen eines lange ungenutzten Kupferkochtopfes zu.
- Der päpstliche Schneider legt bereits vor der Papstwahl Gewänder in drei verschiedenen Größen für den neuen Papst bereit. Wie man jedoch beim ersten Auftritt von Benedikt XVI. sehen konnte, kann man sich da auch mal in der Größe verschätzen.
- Der berühmte weiße oder schwarze Rauch entsteht, wenn die Stimmzettel verbrannt werden. Früher klappte das mit dem Rauch aber längst nicht immer: Manchmal war der „weiße“ Rauch pechschwarz, einmal sogar grünlich. Heute hilft Chemie nach, damit die Welt nicht im Farbrätsel versinkt.
- In früheren Jahrhunderten waren die Bedingungen im Konklave alles andere als komfortabel. Die Kardinäle mussten sich winzige Kammern teilen und ihre Notdurft in einfachen Eimern verrichten.
- Beim Konklave von 1458 regnete es in Rom so stark, dass das Dach der Sixtinischen Kapelle durchsickerte und die Kardinäle unter tropfenden Decken abstimmen mussten.
- Franziskus ist der erste Papst seit 122 Jahren, der nicht in den vatikanischen Grotten unter dem Petersdom bestattet werden möchte. Bisher fanden dort 24 Päpste ihre letzte Ruhestätte. Im November 2024 gab er im mexikanischen Fernsehen bekannt, dass er die römische Kirche Santa Maria Maggiore als seinen Begräbnisort gewählt habe. Diese Kirche ist eine der vier großen päpstlichen Basiliken in Rom.