Hast du schon einmal von Hever Castle gehört? Nein? Keine Sorge, damit bist du nicht allein! Irgendwo im grünen Herzen von Kent versteckt sich dieses märchenhafte Schloss – und kaum jemand weiß, dass hier Anne Boleyn, die berühmteste (und tragischste) Frau Heinrichs VIII., ihre Kindheit verbrachte.

Dies ist mein Beitrag zur Blogparade “Welches Reiseziel steht als nächstes auf deiner Bucket List?” von Anita, die auf “Reisenhimmelblau” über ihre Erlebnisse rund um die Welt bloggt.

Und wenngleich ich nicht garantieren kann, dass die nächste meiner (zugegeben recht seltenen) Reisen mich nach Hever Castle führen wird (London macht einfach zu süchtig :D), steht das Schloss nicht nur auf meiner Bucket List, sondern sogar ziemlich weit oben!

Warum solltest du als Geschichtsfan, vor allem der Tudorzeit, unbedingt Hever Castle besuchen? Weil Hever Castle ein wahrer Geheimtipp für Tudor-Liebhaberinnen ist!

Was macht Hever Castle so besonders? Was kannst du dort alles erleben? Und wie planst du deinen perfekten Besuch ins Zeitalter der Tudorkönige? Das alles wollen wir uns heute genauer ansehen.

 

Die Geschichte von Hever Castle

Sanfte Hügel, ein glitzernder Wassergraben und mittendrin ein weinbewachsenes Schloss wie aus dem Bilderbuch. Genau das ist Hever Castle – aber hinter den romantischen Mauern steckt viel mehr als nur Märchen-Idylle.

Der älteste Teil der Burg stammt aus dem Jahr 1270 und bestand aus dem Torhaus und einem ummauerten Burghof. Damals gehörte sie James Fiennes, 1. Baron Saye and Sele. Die zweite Bauphase der zu diesem Zeitpunkt reparaturbedürftigen Burg wurde 1462 von Geoffrey Boleyn durchgeführt und verwandelte die Burg in ein Herrenhaus. Die dritte Phase von Reparaturen und Renovierungen erfolgte im 20. Jahrhundert, als Hever Castle von William Waldorf Astor, Teil der finanzstarken Astor-Familie und Cousin des auf der Titanic ums Leben gekommenden John Jacob Astor IV., erworben wurde.

Geoffrey Boleyns Enkel, Thomas Boleyn, erbte die Burg im Jahr 1505. Er lebte dort mit seiner Frau Lady Elizabeth Howard und ihren Kindern George, Mary und Anne.

Das Anwesen gelangte nach dem Tod von Annes Vater, Thomas Boleyn, im Jahr 1539 in den Besitz von Heinrich VIII. Er schenkte es Anne von Kleve im Jahr 1540 als Teil der Vereinbarung nach der Annullierung ihrer Ehe. Hever Castle besitzt noch immer eines von Heinrichs privaten Schlössern, das er auf seinen verschiedenen Besuchen in den Häusern des Adels mit sich führte und aus Sicherheitsgründen an jeder Tür anbringen ließ.

Später wechselte das Schloss immer wieder den Besitzer. Es wurde zum Landsitz, vernachlässigt, restauriert, sogar als romantisches Rückzugsziel für Millionäre entdeckt. William Waldorf Astor steckte Anfang des 20. Jahrhunderts eine unglaubliche Menge Geld in die Restaurierung und gab dem Schloss sein heutiges märchenhaftes Aussehen zurück.

Von Rabe!Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

 

Hever Castle und Anne Boleyn

Hever Castle ist untrennbar mit dem schillernden, tragischen Leben von Anne Boleyn verbunden. Anne, die wohl berühmteste Königin Heinrichs VIII., verbrachte hier ihre Kindheit und Jugend. Faszinierend, sich vorzustellen, wie sie als junges Mädchen durch die alten Flure huschte oder im Garten unter Rosensträuchern träumte – lange bevor ihr Leben in den Fokus der Geschichte rückte und eine so tragische Wendung nahm.

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Wachsdarstellung von Anne Boleyn in Hever Castle

Hever Castle war für Anne mehr als nur ein Zuhause. Hier lernte sie vieles davon, was eine Dame von Welt im 16. Jahrhundert wissen musste: Sprachen, Musik, höfisches Benehmen – und wahrscheinlich auch, wie man einen König um den Finger wickelt. Kein Wunder, dass Heinrich VIII. bei ihrem Charme schwach wurde!

Wobei auch die Höfe von Flandern und Frankreich hierbei ihren Anteil gehabt haben dürften: Es ist nicht bekannt, ob Anne in Hever geboren wurde (das Jahr ihrer Geburt ist nicht sicher), aber sie lebte dort, bis sie 1513 in die Niederlande geschickt wurde, um am Hof der Erzherzogin Margarete von Österreich eine Ausbildung zu erhalten. Ein Jahr später erhielt sie die Chance, Mary Tudor, die jüngere Schwester von Heinrich VIII., nach Frankreich zu begleiten und kehrte erst 1522 nach England zurück – als fertig ausgebildete junge Frau.

Hever Castle ist nicht irgendein Schloss. Es ist ein lebendiges Denkmal für eine der faszinierendsten Frauen der englischen Geschichte – und ein Ort, an dem du Anne Boleyn ganz nah kommen kannst.

 

Anne Boleyns Geist in Hever Castle

Wenig überraschend wurde über die Jahrhunderte immer wieder von Geistererscheinungen der tragisch verstorbenen Königin berichtet, darunter auch im Zuhause ihrer Kindheit.

Die Berichte über Annes Geistererscheinungen in Hever sind jedoch nicht besonders gruselig. Vielleicht kehrt Anne an diesen Ort zurück, den sie einst geliebt hatte, um Frieden zu finden. Jedes Jahr an Heiligabend wird sie dabei beobachtet, wie sie die Brücke über den Fluss Eden überquert und das Burggelände betritt. Die Weihnachtszeit war Berichten zufolge die liebste Jahreszeit von Anne Boleyn.

2015 fing Liam Archer, ein Tourist, der das Schloss besuchte, eine geisterhafte Hand auf seinen Fotos auf. Er war überzeugt, dass es sich dabei um den Geist von Anne Boleyn handelte. Oder zumindest ist es das, was er der Daily Mail berichtete. Die Hand, die Archer erst auf den fertigen Fotos bemerkte, schien auf einen Kamin zu deuten.

Außerdem berichtete Archer, er habe im “Prayer Room” einen Nebel oder Dunst wahrgenommen, hätte sich aber in dem Moment nichts dabei gedacht. Ich weiß nicht, welchen Raum er meint, denn einen Raum dieses Namens gibt es in Hever Castle nicht. Es gibt jedoch den “Book of Hours Room”. Dort werden zwei Gebetsbücher, die Anne Boleyn selbst gehört haben, ausgestellt. Diese Bücher enthalten Eintragungen in Annes eigener Handschrift.

 

Sehenswertes und Erlebnisse in und um Hever Castle

In Hever Castle gibt’s für Geschichtsbegeisterte und Abenteurerinnen viel zu entdecken.

By Paul HermansOwn work, CC BY-SA 4.0, Link

Die prachtvollen Räume erzählen zahllose Geschichten: Der große Rittersaal mit seinen alten Holzbalken, die gemütliche Bibliothek, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, und natürlich Annes Schlafzimmer.

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Aber das ist noch lange nicht alles! Die Ausstellungen zeigen faszinierende Originalstücke aus der Tudor-Zeit: Waffen, Rüstungen, Kostüme und sogar handgeschriebene Briefe. Und auch aus anderen Epochen stammende Ausstellungsstücke gibt es in den Räumen von Hever Castle zu sehen.

In manchen Räumen werden alte höfische Spiele vorgeführt – hier darfst du sogar selbst ausprobieren, wie geschickt du im Umgang mit Federkiel oder Fächer bist.

Die Räume, die du besichtigen kannst mitsamt Fotos kannst du hier ansehen.

 

 

Noch bis November 2025 haben Besucher die Chance, etwas ganz Besonderes zu bestaunen: Die Kostüme aus der Serie “Wolf Hall“, in der u. a. der Untergang von Anne Boleyn thematisiert wird, sind im Schloss ausgestellt. 

Draußen wartet ein riesiges Gelände darauf, erobert zu werden. Der Garten ist ein absolutes Highlight: Rosen so weit das Auge reicht, verwunschene Ecken, plätschernde Brunnen und ein Labyrinth, in dem sich schon so manche Besucherin verzaubert hat.

Einer der prächtigsten Bereiche der Gärten ist der Italienische Garten, der entworfen wurde, um William Waldorf Astors Sammlung italienischer Skulpturen zu präsentieren. Über 1.000 Männer arbeiteten an dem großartigen Entwurf, wobei etwa 800 Männer zwei Jahre lang damit beschäftigt waren, den 38 Hektar (14,2 ha) großen See am entfernten Ende des Italienischen Gartens auszuheben.

In den Gärten gibt es viele Wasserspiele, darunter den Halbmondteich, die Kaskade, die kühlen und schattigen Grotten, den formellen Loggia-Brunnen, der vom Trevi-Brunnen in Rom inspiriert wurde, sowie den weniger formellen Zwei-Schwestern-Teich.

Weitere Bereiche, durch die Sie schlendern können, sind der Tudor-Garten, der Rhododendronweg und der Anne-Boleyn-Weg mit seiner Sammlung von Bäumen, die vor mehr als 100 Jahren gepflanzt wurden.

Zwischendurch unbedingt im Rosengarten eine Pause machen – die Duftwolke ist einfach himmlisch. Mit 5.000 Rosensträuchern, mehr als 100.000 Frühlingsblumen und 15.000 Beetpflanzen, die jährlich in den Gärten gepflanzt werden, ist zu jeder Jahreszeit ein atemberaubendes Blütenmeer garantiert.

Leider nicht mehr zu sehen: Die große Eiche, genannt “Monarch Oak”, unter der Heinrich VIII. Legenden zufolge um Anne Boleyn geworben hat. Dieser altehrwürdige Baum fiel 1987 einem Sturm zum Opfer.

 

Warum du Hever Castle besuchen solltest

In Hever Castle fühlt sich Geschichte nicht trocken und fern an, sondern sie ist überall um Dich herum gegenwärtig. Für alle, die von Anne Boleyn, Heinrich VIII. und den dramatischen Intrigen am englischen Hof fasziniert sind, ist Hever Castle ein echtes Muss.

Warum? Weil du an kaum einem anderen Ort sonst so dicht am Leben und Leiden von Anne Boleyn dran bist. Die alten Mauern, die Porträts, sogar die knarrenden Dielen – sie erzählen Geschichten aus einer Zeit, in der ein einziges Lächeln über Glück oder Verderben entscheiden konnte. Wer hier durch die Zimmer streift, kann sich fast vorstellen, wie Anne auf ihre Briefe wartet oder heimlich von ihrer Zukunft träumt.

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Hever Castle ist viel mehr als nur ein hübsches Schloss irgendwo im englischen Nirgendwo. Es ist ein echtes Paradies für alle, die Geschichte lieben, sich für die Tudors begeistern oder einfach mal eine Reise in eine andere Zeit machen wollen. Hier spürst du das Knistern der Vergangenheit an jeder Ecke – vom geheimnisvollen Wassergraben bis zu Annes Schlafzimmer.

Egal, ob du staunend durch die alten Räume gehst, dich im Garten verlaufen möchtest oder einfach nur die Atmosphäre genießen willst: Hever Castle bietet für jeden Geschmack etwas. Und ganz ehrlich – wer kann schon behaupten, auf den Spuren von Anne Boleyn gewandelt zu sein?

Ob bei einer Führung oder beim Schlendern durch den Garten – überall findest du Hinweise auf die bewegte Vergangenheit. Hever Castle ist mehr als nur ein Ausflugsziel. Es ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig bleibt – und an dem du als Tudor-Fan garantiert Herzklopfen bekommst.

Nach deinem Besuch weißt du garantiert: Das war kein gewöhnlicher Tagesausflug, sondern ein echtes Abenteuer. Also pack deine Neugier ein, schnapp dir deine beste Freundin (oder deinen Lieblings-Tudor-Roman) und tauch ein in die faszinierende Welt von Hever Castle!

 

Tipps für den Besuch

Du willst Hever Castle live erleben? Gute Entscheidung! Damit dein Ausflug unvergesslich wird, kommen hier meine besten Tipps – denn ein bisschen Planung zahlt sich wirklich aus.

Anreise

Hever Castle liegt im idyllischen Kent, etwa eine Stunde südlich von London. Mit dem Zug geht’s fix bis nach Hever Station, von dort sind es noch rund 20 entspannte Minuten zu Fuß bis zum Schloss. Wer mit dem Auto kommt, findet ausreichend Parkplätze direkt am Gelände. Tipp: Früh anreisen, dann hast du die Gärten (fast) für dich allein!

Beste Besuchszeit

Im Frühling und Sommer blüht der Garten förmlich über vor Farbenpracht, aber auch im Herbst mit seinem goldenen Licht ist das Schloss ein Traum. Unter der Woche ist es oft ruhiger – perfekt für alle, die entspannt durch die Räume schlendern möchten.

Tickets

Tickets gibt’s online und vor Ort. Online lohnt sich, denn so sparst du oft bares Geld und umgehst die Warteschlange. Halte Ausschau nach Sonderveranstaltungen: Von Mittelalter-Festivals bis zu Shakespeare-Aufführungen – hier ist immer etwas los!

Tipps

Wichtig: In den historischen Räumen ist Fotografieren oft erlaubt (aber bitte ohne Blitz).

Pack dir bequeme Schuhe ein – das Gelände ist groß und du willst schließlich nichts verpassen!

Hunger? Im Schloss-Café gibt’s leckeren Cream Tea und kleine Snacks. Wer lieber draußen isst, findet lauschige Picknickplätze am Wasser.

Und – für mich immer sehr wichtig – klar gibt es einen Shop, sogar mit einer Online-Version!

 

 

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