Die Schwester der Königin – das 2008er Machwerk, starbesetzt mit Natalie Portman, Scarlett Johansson und Eric Bana, brachte der heutigen Kinogeneration das Leben der Geschwister Mary und Anne Boleyn und ihre verhängnisvollen Affären mit Heinrich VIII. näher. Dies ist bereits die zweite Verfilmung des gleichnamigen Romans der britischen Autorin Philippa Gregory. Doch bereits bei der Romanvorlage wurde Kritik laut, man nehme es mit der historischen Genauigkeit nicht allzu genau – und dies ist im Film nicht anders.
Die Schwester der Königin

  • Als Königin Katharina von Aragon ihre letzte Fehl- bzw. Totgeburt erlitt, war ihre Tochter Mary erst zwei Jahre, also weitaus jünger als im Film.
  • Die meisten Historiker halten Mary nicht für die Jüngste, sondern für die Älteste der Boleyn-Geschwister.
  • Die geplante Verkupplung des Königs mit Anne und sein darauffolgender Unfall durch ihre Schuld ist reine Fiktion.
  • Als Mary Boleyn die Geliebte Heinrich VIII. wurde, hatte sie bereits eine Affäre mit Franz I. von Frankreich hinter sich. Franz soll sie seine “englische Mähre” (oder vergleichbar Schmeichelhaftes) genannt haben. Und auch zu Beginn dieser Affäre war Mary bereits als Flittchen verschrien. Die tugendhafte, unschuldige Darstellung aus “Die Schwester der Königin” könnte also kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein.
  • Anne und Mary wurden in jungen Jahren beide nach Frankreich geschickt. Mary wurde jedoch etwa zwei Jahre vor Anne wegen ihrer Unsittlichkeit zurück geschickt. Anne war nicht nur wenige Monate, sondern acht Jahre in Frankreich und genoss dort eine umfassende Ausbildung. Als sie zurückkehrte, war sie fast mehr Französin als Engländerin.
  • Annes Liaison mit Henry Percy fand erst nach ihrem Aufenthalt in Frankreich statt. Und statt einer heimlich vollzogenen Ehe bestand sie nur aus dem Begehren der beiden, zu heiraten, was der König jedoch untersagte und die beiden trennen ließ.
  • Marys erstes Kind war ein Mädchen. Ihr Sohn kam erst drei Jahre später zur Welt. Die Schwester der Königin: Roman
  • Marys Ehemann William Carey löste sich nicht einfach in Luft auf, sondern starb 1528 am Schweißfieber.
  • Anne Boleyn wurde nicht nur des Ehebruchs mit ihrem Bruder, sondern ebenfalls mit noch vier weiteren Männern angeklagt und für schuldig befunden. Ihre wahre Schuld lag jedoch darin, dem König keinen Sohn geschenkt zu haben.
  • In “Die Schwester der Königin” wird George Boleyn vor einer lärmenden Menschenmenge zu seiner Hinrichtung gezerrt. In Wahrheit trat er dem Tod gefasst entgegen, und seine letzte Rede ist wortwörtlich überliefert – was bei lärmenden Zuschauern kaum möglich gewesen wäre.
  • Mary war bei Annes Verurteilung bereits vom Hof verbannt worden. Der Grund dafür lag in ihrer nicht standesgemäßen Ehe mit William Stafford. Weder konnte Mary sich persönlich bei Heinrich für Anne verwenden noch war sie bei Annes Hinrichtung anwesend.
  • Bei Anne Boleyns Hinrichtung war ihre Tochter Elizabeth kein Baby mehr, sondern bereits fast drei Jahre alt. Zudem hatte sie einen eigenen Haushalt und befand sich nicht in der Obhut von Annes Mutter. Nach Annes Tod wuchs Elizabeth nicht, wie im Film angedeutet, bei Mary auf.
  • Auch war Elizabeth nicht im gleichen Alter wie Marys Kinder. Marys Tochter Catherine war neun, ihr Sohn Henry sechs Jahre älter als Elizabeth.
  • Der Herzog von Norfolk wurde nach Annes Sturz keineswegs eingekerkert. Dies geschah erst 1547, und nur der Tod Heinrichs VIII. rettete den Herzog von Norfolk vor dem Henkersbeil.
Lies mehr:  Historisch korrekt? Faktencheck "Anonymus"

Linktipp:

The Anne Boleyn Files: Anne Boleyn and The other Boleyn Girl

Entdecken:

5 Comments

  1. André Gottwald says:

    Ich muß gestehen, daß ich trotz aller cons Marys Existenz erst durch diesen Film so recht wahrgenommen habe. 🙂
    Ist der Roman von Philippa Gregory eigentlich empfehlenswert?

  2. StefanieNorden says:

    Also, rein zum Lesen fand ich den Roman durchaus angenehm. Man darf sich halt nicht dran stören, dass auch im Roman historisch wahrhaftig nicht alles korrekt ist. Aber davon ab habe ich den Roman und auch seinen Nachfolger ganz gerne gelesen.

  3. André Gottwald says:

    Bon. Dann setze ich das mal auf die Liste. 🙂

  4. Jana says:

    Einer meiner Lieblingsromane. Der Graf von Monte Cristo ist aber trotzdem auf Platz1 🙂

    1. florian says:

      Der Graf von Monte Cristo ist ja auch ein Klassiker, was man von diesem Buch nicht 100% sagen kann.

Comments are closed.